Was zeichnet diesen Beruf aus?
Welche Eigenschaften besitzt eine bestimmte Farbe oder ein Lack? Und welche Inhaltsstoffe sind dafür verantwortlich? Wie muss ein Lack beschaffen sein, der speziellen Anforderungen gerecht werden soll? Wie kann ich einen vorgegebenen Farbton perfekt nachstellen? Solche Fragen beschäftigen Lacklaborantinnen und Lacklaboranten während ihrer Ausbildung und natürlich auch danach.

Ziel war es, die Astronauten und die Raumkapsel beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre vor den dabei entstehenden enormen Temperaturen zu schützen.
Heute werden hitzeresistente Lacke als passive Feuerschutzsysteme fast überall eingesetzt, um vor allem Stahlkonstruktionen in Hochhäusern und Produktionsanlagen bei Feuer vor dem Zusammenbruch zu schützen. Diese Lacke können Temperaturen von bis zu 1100 °C zwei Stunden lang standhalten. Unlackierte Stahlkonstruktionen würden bei diesen Temperaturen innerhalb einiger Minuten zusammenbrechen.
Auch in der Öl- und petrochemischen Industrie werden hitzeresistente Lacke verwendet. Sie verhindern auf Bohrinseln und Produktionsstätten, dass unkontrollierte Feuer zu verheerenden Explosionen führen können.
Damit hitzeresistente Lacke diese wichtigen Schutzfunktionen erfüllen können, werden sie je nach Untergrundmaterial in einer Dicke zwischen 4 und 20 mm aufgetragen. Zum Vergleich: Bei der Lackierung von Fahrzeugen reicht eine Dicke von weniger als einem Millimeter.

Warum haben Sie sich eigentlich für ein Lackingenieurstudium entschieden?
Nach meinem Abitur wollte ich etwas mit Chemie studieren. Damals sah der Arbeitsmarkt für die Absolventen von Universitäten relativ schlecht aus. Deshalb habe ich mich bei den Fachhochschulen umgesehen. In Esslingen gab es neue Labors und die Studenten dort haben mir erzählt, dass ihre Kommilitonen bis jetzt immer einen Job gefunden haben. Das war sehr wichtig für mich.
Wie haben Sie Ihr Studium erlebt?
Das Studium hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine gute Mischung aus Vorlesungen und Praktika. Dabei hatte mein Semester mit 20 Kommilitonen eine angenehme Größe. Die Professoren standen jederzeit für Fragen zur Verfügung – auch außerhalb der Sprechstunden. Ich empfand die familiäre Atmosphäre als sehr angenehm.
Was waren besondere Highlights während des Studiums in Esslingen?
Die Praxissemester waren immer großartig. Während dieser Zeit konnte ich das Gelernte anwenden. Häufig kam im Studium die Frage auf: Warum soll ich das denn lernen? Dies beantwortete sich dann meist während der Arbeit im Unternehmen. Ich habe die Praxissemester auch immer genutzt, um andere Gegenden kennen zu lernen. So verbrachte ich jeweils schöne sechs Monate in Mannheim, Detroit und Würzburg.
Wie sind Sie an die Ohio State gekommen?
Bei dem Studium in Esslingen lag der Schwerpunkt auf Lackchemie und Korrosionsschutz mit Beschichtungen. Ich wollte noch mehr über die elektrochemischen Vorgänge während des Korrosionsprozesses erfahren und mein Englisch verbessern. Deshalb habe ich mich sowohl in England als auch in den USA bei Korrosionsforschungsgruppen für eine Doktorandenstelle beworben. Mein Advisor von der Ohio State University hielt sich zu dieser Zeit in Deutschland auf. Wir haben uns dann am Markplatz in Würzburg auf einen Kaffee getroffen und nach einer halben Stunde meinte er, er würde mich nehmen.

38 Azubis aus Unternehmen der Lack- und Druckfarbenindustrie waren an der Ausarbeitung und Organisation eines Messestandes für die IdeenExpo 2019 beteiligt.

Das Gewicht der Flugzeuge ist von großer Bedeutung für die Reichweite und Transportkapazität. Daher wird beim Bau von Flugzeugen Gewicht gespart, wo es nur geht. Deshalb müssen auch die Flugzeuglacke extrem leicht sein. Für die Lackierung einer Boing 747 werden etwa 2.000 bis 2.500 Liter Lack benötigt. Bereits wenige Kilo mehr oder weniger können sich auf die Wirtschaftlichkeit des Flugbetriebs auswirken. Je geringer die Schichtdicke des Lacks, die in Schritten von 0,1 Gramm pro Quadratzentimeter gemessen werden, desto weiter kann ein Flugzeug mit der gleichen Menge Treibstoff fliegen oder mehr Personen befördern.
Flugzeuglacke müssen den Metallkörper eines Flugzeuges vor extremen äußeren Einflüssen schützen. Dazu gehören salzige und saure Niederschläge, starke UV-Strahlung in hohen Flughöhen und Schwankungen der Außentemperatur zwischen 50 °C bis –55 °C. Da der Metallkörper aber auch von innen unempfindlich gegenüber Kondensationsflüssigkeit, aggressiven Chemikalien, Öl, Treibstoff und Enteisungsmitteln sein muss, werden Flugzeuge auch von innen lackiert. Dabei wird im Vergleich zur glatten Außenhaut viermal so viel Lack verbraucht.
Eine Flugzeuglackierung hält in der Regel zwischen fünf und sieben Jahren, bei guter Pflege auch schon einmal zwölf Jahre. Auch der Korrosionsschutz muss über diese langen Zeiträume hinweg allerhöchsten Ansprüchen gerecht werden. Eine Herausforderung für die Lackindustrie besteht in vielen neuen, leichten Materialien, die im Flugzeugbau mehr und mehr Anwendung finden. Ziel ist es, Lacke zu entwickeln, die auf möglichst vielen Untergründen zugleich verwendet werden können, damit pro Flugzeug nur wenige verschiedenen Lacke verarbeitet werden müssen.

Jede Farbe ist anders
Im Lacklabor prüfen sie die Rohstoffe, die für die Herstellung eines bestimmten Produkts in Frage kommen, auf ihre Qualität und Verwendbarkeit, beispielsweise für eine neue Farbe. Sie entwockeln neue Rezepturen, die exakt für den Einsatz auf speziellen Untergründen wie Holz, Metall, Kunststoff oder Mauerwerk zugeschnitten sind. Dabei müssen sie berücksichtigen, ob der Lack mit Rolle, Pinsel oder Spritzpistole aufgetragen und welchen Einflüssen, wie Feuchtigkeit, UV-Strahlung oder mechanischen Belastungen, die Lackierung am Ende standhalten soll. Sie müssen auch in der Lage sein, die oben genannten Arbeitsgeräte fachgerecht zu bedienen.

Den richtigen Ton treffen
Lacklaborantinnen und Lacklaboranten lernen während ihrer Ausbildung eine ganze Reihe von Prüfmethoden und Verfahren für Farben und Lacke kennen: von der pH-Wert-Bestimmung, der Dichte-Berechnung, Messungen der Viskosität bis hin zu mechanischen Prüfungen, bei denen getestet wird, wie belastbar und elastisch die Produkte sind.
Manchmal müssen auch Sonderfarbtöne für bestimmte Kunden exakt nachgestellt werden, eine besondere Herausforderung für das Auge. Ebenso wichtig ist das Wissen um die chemischen und physikalischen Eigenschaften und das ZUsammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe, wie Bindemittel, Pigmente, Lösemittel und Additive. Hier kommen auch Computer und Messgeräte zum Einsatz, mit deren Hilfe Farbtöne ganz genau gemessen werden können.
Voraussetzungen
Abitur oder guter Realschulabschluss
Am Ende zählt die Qualität
Ein großer Teil der Arbeit von Lacklaborantinnen und Lacklaboranten findet im Labor statt. Aber schon während der Ausbildung lernst du den gesamten Produktionsbetrieb kennen und knüpfst Kontakte zu deinen Kollegen aus anderen Bereichen. Denn der intensive Austausch mit den Kollegen ist der Schlüssel zum Erfolg. Echtes Teamwork ist gefragt, wenn beispielsweise gemeinsam mit den Chemikanten geplant werden muss, wie sich Versuchsanordnungen aus dem Lacklabor auf die großtechnische Produktion übertragen lassen.
Die richtige Mischung finden
Die Entwicklung und Produktion von Farben und Lacken ist ein spannender Prozess, an dem Lacklaboranten von Anfang bis Ende beteiligt sind, von der Prüfung der Rohstoffe über die genaue Dosierung der Inhaltsstoffe bis hin zur kontinuierlichen Qualitätskontrolle der fertigen Produkte, die an die Kunden ausgeliefert werden sollen. Die Entnahme von Produktproben, ihre Analyse und die Dokumentation der Ergebnisse mit Hilfe des Computers gehören ebenso zum abwechslungsreichen Berufsalltag wie präzise Farbtonmessungen oder die Durchführung chemischer und physikalischer Prüfverfahren.
Ausbildungsdauer
Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre. Bei guten Leistungen ist eine Verkürzung der Ausbildungszeit um ein halbes Jahr möglich.

Interessante Perspektiven
Lacklaborantinnen und Lacklaboranten arbeiten nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung in Unternehmen, die Lacke entwickeln und herstellen, bei Rohstoffherstellern, aber auch in wissenschaftlichen Instituten. Nach der Ausbildung eröffnen sich aber auch verschiedene Möglichkeiten für die weitere berufliche Entwicklung. So können Lacklaboranten eine Ausbildung zum Lacktechniker oder Industriemeister Fachrichtung Lack anschließen. Wer die entsprechenden Bildungsvoraussetzungen erfüllt, kann sich auch für ein Studium zum Bachelor oder Master of Science entscheiden, um beispielsweise Lackingenieur zu werden.
Schwerpunkte in der Ausbildung
- Entwicklung und Herstellung von Farben und Lacken
- Produktkontrolle und Qualitätssicherung
- Anwendungstechnik
- Responsible Care® (Verantwortung für die Umwelt)
- Physikalische und chemische Prüfverfahren
- Laborbezogene Informationstechnik